Viele Menschen erleben Situationen, in denen sie neue Ideen entwickeln, die von ihren Mitmenschen nur mit einem Augenrollen abgetan werden. Obwohl die Idee sowohl kreativ, als auch innovativ ist, wirkt sie nicht motivierend auf das Gegenüber.
Mueller, Melwani & Goncalo (2012) beschreiben, dass selbst wenn Kreativität ausdrücklich gefordert wird, neue Ideen oft abgelehnt werden. Als Begründung für dieses Phänomen nahmen sie an, dass eine negative Einstellung zur Kreativität dann entsteht, wenn mögliche Unsicherheitsfaktoren ausgeschlossen werden sollen, welche potentiell in neuen / ungetesteten Lösungswegen lauern könnten.
Um diese Hypothese zu überprüfen wurden zwei Experimente durchgeführt. Innerhalb dieser Experimente wurden Unsicherheitsfaktoren von kreativen Lösungen gezielt manipuliert und gegenüber Testpersonen dargestellt. Die Ergebnisse zeigen, dass die Steigerung von Unsicherheitsfaktoren, die negative Einstellung gegenüber kreativen Ideen erhöht. Darüber hinaus wurde die negative Einstellung gegenüber kreativen Ideen teilweise so stark, dass Testpersonen nicht einmal mehr in der Lage waren, die besagten Ideen als kreative Lösungsansätze zu erkennen (Mueller, Melwani & Goncalo, 2012).
Praxisbezug für Designer und Unternehmer:
Der oben beschriebene Umstand stellt ein klares Problem dar. Ab welchem Zeitpunkt ist eine Einzelperson oder Organisation nicht mehr in der Lage, kreative Ideen zu erkennen, wenn Gedanken-Konstrukte über mögliche Gefahrenpotenziale die Sicht vernebeln? Mueller, Melwani & Goncalo (2012) beschreiben, dass diese Sichtweise besonders problematisch wird, wenn bereits andere praktische und unoriginelle Ideen zu Verfügung stehen. Dabei ist es unerheblich, in welchem Feld diese Problematik auftritt. Daher sei zu überdenken, ob der Fokus bei der Entwicklung kreativer Ideen, nicht eher darauf gelenkt werden sollte, dass Einzelpersonen oder Organisationen so unterstützt werden, dass sie überhaupt in der Lage sind, kreative Ideen zu akzeptieren (Mueller, Melwani & Goncalo, 2012). Hier beginnt dann möglicherweise die wirkliche Arbeit.
Autor: Benedikt Scholer
Referenzen:
Mueller, J. S., Melwani, S., & Goncalo, J. A. (January 01, 2012). The bias against creativity: why people desire but reject creative ideas. Psychological Science, 23, 1, 13-7.